Märchentheater Triengen

Duell: Waldfee gegen böse Hexe

An der Premiere von «Hänsel und Gretel», aufgeführt auf der Trienger Theaterbühne, war das Herz des Abends das Publikum. Mit einem «Abkrakadabra» und «Simsalabim» packte die Waldfee die Zuschauenden und verleitete die anwesenden Kinder zu lautem Mitfiebern, wenn es mal brenzlig wurde. Gleichwohl das Märchen der Gebrüder Grimm von einer tragischen Geschichte handelt, verkörperten die Schauspielenden auf der Trienger Theaterbühne die Fassung von Rolf Kunz und gaben der Geschichte von «Hänsel und Gretel» ein wenig Leichtigkeit. Gespannt wurde der Auftritt der bösen Hexe erwartet. Ob es auch diesmal ihr Schicksal ist, im Ofen zu enden?

Zum zweiten Mal führt Prisca Steiger die Regie des Märchentheaters und erntete mehrmaligen Applaus vom begeisterten Publikum. Weitere Vorstellungen des Märchens «Hänsel und Gretel» werden am kommenden Wochenende auf der Bühne des Forums Triengen zu sehen sein.


«Hänsel und Gretel» feierten in Triengen erfolgreich Premiere. Der dunkle Märchenstoff erfährt durch eine wohltätige Fee, Lieder, Tänzchen und spritzige Dialoge eine Aufhellung bis hin zum Happy End. Im Forum Triengen sind ab dem 10. Dezember noch fünf Aufführungen zu geniessen.

Das ist ja unerhört! In Triengen werden zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, von ihren Eltern in einen Wald gebracht und da auf Gedeih und Verderb zurückgelassen. Ein Fall für die Staatsanwaltschaft, mindestens aber für die Kinderschutzbehörde!

Gemach, gemach. In Triengen ist die Märchentheatersaison angebrochen, und was spielt das Märchentheater? «Hänsel und Gretel». Eine düstere Geschichte, traumatisierend, nimmt man sie Eins zu Eins. Und man bedient sich nicht bloss beim Text der Gebrüder Grimm. Das Märchentheater Triengen hält sich an eine Fassung von Rolf Kunz, und die nimmt der Geschichte, wohl auf Kosten einer märchenhaften Atmosphäre, die in der Musik angelegt ist, einiges an brutaler Schwere.

Die Kinder machten lautstark mit

Diese sanfte Musik entführt stimmig ins Märchenland: Eine Waldfee (Lin Arnold), leider noch nicht diplomiert, hat sich dem Helfen verschrieben. Und da sie etwas Mühe mit der Lautstärke des Zauberspruchendes hat, mit dem «Bim» des «Abrakadabra Simsalabim», sind die Kinder gleich von Anfang an aktiv und konzentriert eingebunden. Ein gelungener Schachzug, der bis zum Ende des Stücks wirkt: Kein Kind schreit mit, als die Fee, nunmehr zertifiziert, keine Unterstützung mehr braucht.

Die Eltern von Hänsel (Pascal Küng) und Gretel (Rahel Lisebach) sind arm. Die Mutter (Sophie Hodel) findet keinen Job; der Vater (Stefan Ineichen) wird seine Besen nicht los. Die Kinder hungern. Hänsel träumt von «Härdöpfustock mit Zwätschgewäje». Die Frau, ermuntert durch die Hexe, die ihr das Wohlergehen der Kinder in Aussicht stellt, überredet den Mann dazu, die Kinder dem Wald zu übergeben. Und es kommt, wie es kommen muss: Erst finden die Kinder dank Kieselsteinen den Weg nach Hause zurück, beim zweiten Versuch, als Hänsel es mit Brotstücken versucht, lacht bloss die Krähe (Svenja Negri) über unverhoffte Funde.

Grossartiges Bühnenbild

Während die erste Stunde etwas zäh vorankommt, die Geschichte, Schauplätze und die Personen müssen etabliert werden, geht nach der Pause zügig die Post ab. Allein das Bühnenbild: grossartig. Käfig, Lebkuchenhaus und Ofen harren der Dinge, die da kommen. Mastbube Hänsel, Haushalthilfe Gretel und die Hexe (Astrid Troxler) führen ihre Sache zu einem glücklichen Ende. Nicht für die Hexe natürlich, die endet im Ofen als, nein, das sei hier nicht verraten.

Prisca Steiger, die, nach früheren schauspielerischen Auftritten in tragenden Rollen, heuer zum zweiten Mal Regie führt, versteht es, das Märchen als Volkstheater zu inszenieren. Natürlich, der tragischen Geschichte geschuldet, ohne die Pointendichte des Lustspiels. Dazu kommen auch starke leisere Momente. Zu lachen gibt es trotzdem, auch für die Eltern, Grosseltern, Göttene und Gotten. Ob es aber nötig ist, die Hexe den stotternden Hänsel verspotten zu lassen? Wird ein stotterndes Kind im Publikum das lustig finden?

Beeindruckende Präsenz

Von wegen Publikum: Es lebt prächtig mit, allen voran die Kinder, wenn sie die Waldfee unterstützten, und es wartet keineswegs bis zum Schlussapplaus mit Klatschen. Prisca Steiger ist mit der Premiere zufrieden. «Es ist schön zu sehen, wie die Spielenden von Probe zu Probe mehr über sich hinauswachen», sagt sie. In der Tat: Ihre Präsenz beeindruckt. Prisca Steiger geniesst die Rolle als Regisseurin, bei der alle Fäden zusammenlaufen: «Spannende Arbeit mit den Leuten.» Und herausfordernd, nicht nur die «Special Effects». Erstmals in einer Sprachrolle dabei ist die 15-jährige Kantischülerin Svenja Negri: «Ich war schon ziemlich aufgeregt.» Sie spielt die Krähe und darf auch etwas aufgeregt auf der Bühne herumhopsen.

Presse