Märchentheater Triengen

Kulissen-Tagebuch

Freitag, 27. Juni 2003

Dieses Jahr begannen die Vorbereitungen für das Bühnenbild bereits im Juni. Doch bevor die Bühnenmannschaft richtig loslegen konnte, mussten wir wissen, welche Kulissen wir aus den vergangenen Aufführungen wiederverwenden konnten, und welche nicht. In der alten Scheune in Triengen lagerten seit mehr als zehn Jahren verschiedenste Kulissen und Requisiten des Märchen-Theaters, obwohl das Wort «lagern» vielleicht etwas unpassend ist. Besser wäre wohl «vermodern». Man hatte sie nämlich nach den jeweiligen Aufführungen nicht sorgfältig verstaut, sondern achtlos dort hingestellt, wo's gerade passte — nach dem Motto «Das brauchen wir sowieso nie mehr».

Staubig und schmutzig waren die Requisiten, und die grossen Schlosskulissen mussten wir aus der hintersten Ecke ausgraben. Jedenfalls stellte sich heraus, dass die meisten Kulissen noch brauchbar waren — man musste sie lediglich reinigen und reparieren. Wir einigten uns schliesslich, das gesamte Bühnenbild einmal vor Ort provisorisch aufzubauen, um dann bereits mit ersten Reparaturen und Lichtproben beginnen zu können. Mal sehen, wie sich die Geschichte entwickelt...

Samstag, 2. August 2003

Trotz einigen Ausfällen konnten wir heute die Kulissen endlich aus ihrer dunklen Nische befreien und an eine bessere zugängliche Stelle verschieben. Dies gestaltete sich jedoch gefährlicher als angenommen, denn der morsche Scheunenboden war fast unzumutbar — insbesondere wenn man mit den massiven Schlosskulissen unterwegs war.

Ausserdem musste die Sache mit den Türen bereinigt werden: Wie viele Durchgänge braucht es, und wie könnte man bestehende Kulissenteile entsprechend abändern? Das war's dann vorerst schon einmal. Bei knapp 30°C ist es eben kaum möglich, körperliche Schwerstarbeit zu leisten.

Samstag, 27. September

Fast zwei geschlagene Monate lang kümmerten die Kulissen vor sich hin. Doch heute haben wir endlich beschlossen, die längst anstehende Arbeit anzugehen. Die zehnjährigen Kulissen, die wir von «Prinzässin Tuusigschön» noch in unserem Fundus hatten, mussten wir alle ein wenig kürzen, da uns die fast sechs Meter hohen Kulissen zu hoch erschienen, um durch die Türen des Konfetti¹ zu passen. Nach ein paar Stunden hatte sich das Sagen und Schrauben fast zur Routinearbeit gewandelt. Am Ende waren wir begeistert vom Resultat: Die Kulissen wirkten auf einmal wieder stabil und geflickt. In einer Woche wollen wir die restlichen Kulissen noch kürzen, und dem ganzen einen neuen Anstrich geben.

Samstag, 4. Oktober 2003

Wir kommen mit den Schlosskulissen gut voran; die von der Regie gewünschten Flügeltüren sind schon in Arbeit. Aber nicht nur die Zimmermannskunst müssen wir unter Beweis stellen — die letzthin ausgegrabenen Kulissen müssen noch gewaschen und von ihrem zentimeterdicken Staub befreit werden. Auch die eine oder andere Spinne haben wir um ihr Zuhause gebracht. Aber die Mühe wird sich lohnen — dieses Jahr werden wir fast massgeschneiderte Kulissen haben, passend also auch zur massgeschneiderten Musikbegleitung.

Samstag, 18. Oktober 2003

Ja, der Winter ist nicht mehr fern... Vor wenigen Wochen noch waren die Temperaturen angenehm warm, und nun müssen wir bei rund 5°C mit zitternden Händen arbeiten. So geht's halt, wenn man die Arbeiten immer wieder verschiebt. Allerdings konnten wir heute einen rechten Fortschritt verzeichnen. Die Kulissenelemente von Schloss Erbsenstein sind fast vollständig, und die Zinnen und der Burgturm haben bereits einen ersten Anstrich erhalten. Sieht doch tatsächlich alles auf einmal viel besser aus! Ausserdem durften wir uns über einen kurzen Besuch unserer Regisseurin freuen, die uns auch prompt mit heissem Kaffee und Guezli überraschte.

Samstag, 25. Oktober 2003

Es ist -4°C, und die Hände zittern. Trotz der eisigen Kälte wurden heute alle Schlossteile grundiert und zum späteren Bemalen vorbereitet. Gleichzeitig wurden auch die beiden Türelemente fertiggestellt. Eigentlich hätten wir heute mehr vorgehabt, aber wenn von 6 Kulissenbauern nur gerade zwei Leute erscheinen, gestaltet sich die Arbeit leider etwas mühsamer. Im Allgemeinen lässt die Beteiligung vieler Mitglieder zu Wünschen übrig, und dies trotz Einsatzplan. Manche scheinen unser Theater leider nicht so wichtig zu nehmen. Sehr schade eigentlich. Hier trotzdem ein paar Impressionen vom 25. Oktober:

Samstag, 1. November 2003

Heute ging es in erster Linie darum, das Farb- und Beleuchtungskonzept zu diskutieren. Dieses Jahr sollen nicht nur die Kulissen selbst, sondern vor allem die Lichteffekte zu einer interessanten und abwechslungsreichen Stimmung beitragen. Aus diesem Grund wurden die Schlosskulissen in einem neutralen Grau bemalt. Dank tatkräftiger Unterstützung gelang es uns heute, die Schlosskulissen fast fertigzustellen. Nächste Woche sind weitere Malarbeiten geplant, und dann soll auch das mysteriöse Zelt von Prinzessin Alrauna Gestalt annehmen.

Samstag, 8. November 2003

Endlich sind die Schlosskulissen fertig und bereit für den Abtransport. Auch die zwei Löwen-Dekors haben einen neues, goldenes Kleid erhalten.

Dienstag, 11. November 2003

Das Gerüst des Zauberzeltes ist zwar fertig, aber es fehlt immer noch der passende Überzug dazu. Es stellte sich die Frage, welches Material wohl am besten geeignet wäre, denn es sollte nach Möglichkeit farbig beleuchtet werden und gleichzeitig auch als Bettgestell für ein Himmelbett dienen. Also testeten wir verschiedene Stoffarten auf ihre Wirkung bei buntem Licht; Leintuch, Leinen, Ballonstoff etc. Erstaunlicherweise waren es die unscheinbaren Leinen, die den interessantesten Effekt hervorbrachten. Also beschlossen wir, das ganze Zelt auf diese Weise einzukleiden. Ausserdem eignete sich das Material auch gleich dazu, den Chor auf der Bühne von den Schlosskulissen zu trennen. Folglich mussten wir gleich einen ganzen 50m-Ballen dafür reservieren lassen!

Dienstag, 2. Dezember 2003

Die Kulissen sind fertiggestellt und werden ins Forum transportiert. In letzter Minute werden noch die fehlenden Requisiten besorgt, z.B. der rosa Bettüberwurf von Prinzessin Mirabella oder das rote Samttischtuch für das Essgelage der Königsfamilie. In drei Tagen ist Hauptprobe, und bis dahin wird man sich auch noch um die letzten Details kümmern.

Erfolgreicher Abschluss der Premiere-Vorstellung: Falls Sie unsere Aufführung nicht besucht haben — was wir natürlich nicht hoffen — können Sie das gesamte Bühnenbild auch in der Bildergalerie betrachen. Damit ist auch dieses Tagebuch abgeschlossen.

¹Konfetti: Der eigenwillige Name des Kulissenraumes im Forum Triengen

Hinter den Kulissen